Europaprojekt: Facing Antisemitism in Europe! Education in Europe – Encounter with Israel – Implications for Youth Work
Ein gemeinsames Projekt der Internationalen und Europäischen Jugendarbeit
In den Jahren 2024/2025 planen das Deutsch-Französische, das Deutsch-Polnische und das Deutsch-Griechische Jugendwerk, die Koordinierungszentren für den Deutsch-Tschechischen und den Deutsch-Israelischen Jugendaustausch sowie zentrale Partnerorganisationen aus Israel ein gemeinsames Projekt. Das Programm umfasst drei Module zum Themenfeld Antisemitismus für Multiplikator*innen der Jugend- und Bildungsarbeit aus den sechs Ländern.
50 Fachkräfte werden in Seminaren in Frankreich, Polen, Tschechien, Deutschland, Israel und Griechenland über die Geschichte und Gegenwart von Antisemitismus in den verschiedenen Gesellschaften lernen. Eine Begegnungsreise in das vielfältige Israel ist ein wichtiger Baustein in diesem Lern- und Reflexionsprozess, der zu antisemitismussensibler Bildungsarbeit ermutigen und Handlungsmöglichkeiten gegen aktuellen Antisemitismus aufzeigen soll.
Projektstart in Straßburg
Vorbereitungstreffen des Internationalen Leitungsteams
Bereits Anfang Juli 2024 traf sich erstmalig das internationale Leitungsteam des Projekts in Straßburg, um den Lernprozess gemeinsam zu planen. Es setzt sich aus Vertreter*innen der Fach- und Förderstellen sowie Expert*innen zum Themenfeld Antisemitismus aus den verschiedenen Partnerländern auseinander. Teil dieses Auftakts war ein Treffen im Europarat für Menschenrechte mit einem Vertreter des Generalsekretariats, Herrn Alexandre Guessel, in Straßburg. Im Gespräch wurde deutlich, wie sehr die Arbeit des Europarats seit dessen Gründung 1949 im Bewusstsein um die Shoah entstanden ist. Deshalb nimmt diese spezifische Diskriminierungsform des zuletzt stark zunehmenden Antisemitismus auch heute einen zentralen Stellenwert in der Arbeit ein.
Internationales Fortbildungsprogramm
für Fachkräfte in Bildung und Jugendarbeit
Facing Antisemitism in Europe – Modul I, Krakau
Rund 50 Fachkräfte aus Deutschland, Frankreich, Polen, Tschechien, Griechenland und Israel setzten sich in Krakau vom 11. bis 16. November 2024 mit Antisemitismus in Europa auseinander. In Workshops, Stadtführungen und ausführlichen Diskussionen untersuchten die Teilnehmer*innen antijüdische Mythen, Stereotype und Erscheinungsformen von Antisemitismus in verschiedenen europäischen Gesellschaften und Kontexten. Ziel ist es, die Teilnehmenden zu befähigen, Antisemitismus sicherer zu erkennen und ihm pädagogisch wirksam zu begegnen.
Konzept und Ziel: „Facing Antisemitism in Europe! Education in Europe – Encounter with Israel – Implications for Youth Work“ zielt darauf ab, den verschiedenen Formen von Antisemitismus in Europa differenziert und deutlich entgegenzutreten. Um dies zu erreichen, soll ein gemeinsamer Rahmen für die Fort- und Weiterbildung von Pädagog*innen der Jugendarbeit aus Deutschland und anderen europäischen Ländern geschaffen werden. Dieser soll ihnen die Möglichkeit bieten, Wissen zu erwerben, Erfahrungen zu sammeln und Selbstreflexion zu fördern.
Das Projekt soll Multiplikator*innen in der Bildungs- und Begegnungsarbeit bestärken, Bildungsangebote kritisch und sensibel gegenüber Diskriminierung und Antisemitismus zu gestalten. Es kann als Modell und Anregung dienen, diese Themen in den jeweiligen bilateralen Austausch- und Bildungszusammenhängen einzuführen. Das Konzept von „Bildung in Europa – Begegnung mit Israel“ basiert auf dem seit 2020 erfolgreich durchgeführten Projekt „Sichtbar Handeln! Gegen Antisemitismus: Bildung in Deutschland – Begegnung mit Israel“ (sichtbar-handeln.org). An diesem aus mehreren Modulen bestehenden Fortbildungsprogramm haben bisher rund 150 Pädagog*innen aus Deutschland in acht Gruppen teilgenommen.
Hintergrund: Antisemitismus hat in Europa eine lange Geschichte. Feindselige Haltungen oder Handlungen gegenüber Jüd*innen werden oft als Urform der Ausgrenzung des vermeintlich „Anderen“ gesehen. Neben anderen zeitgenössischen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit inmitten der europäischen (demokratischen) Gesellschaften stellt der Antisemitismus eine spezifische Form der Diskriminierung dar, die unabhängig von der Anwesenheit jüdischer Menschen bestehen kann. Angriffe gegen Jüd*innen, antisemitische Verschwörungsnarrative und die Relativierung des Holocausts sind weit verbreitet.
Dies stellt auch eine Herausforderung für Pädagog*innen dar, die sich für eine respektvolle Gesellschaft einsetzen und gegen Diskriminierung arbeiten. Jüd*innen werden oft kollektiv für die Eskalation im Nahen Osten oder für globale politische und wirtschaftliche Probleme verantwortlich gemacht. Es werden ihnen Macht und Kontrolle zugeschrieben. Menschen und Institutionen, die sich für die Bekämpfung von Antisemitismus, die Bewahrung der Erinnerung an die NS-Zeit und die Förderung einer pluralistischen Gesellschaft einsetzen, sehen sich oft zu Unrecht abgewertet oder gezwungen, sich ständig zu rechtfertigen. Ebenso sind negative Bilder von Israel und vereinfachte, einseitige Wahrnehmungen des Nahostkonflikts in Europa weit verbreitet.
Seminarthemen
- Bilder im Kopf – Vorurteile und antijüdische Mythen
- Jung und jüdisch in Europa
- Antisemitismus und Nationalsozialismus
- Israel inmitten des Nahen Ostens
- Israelbezogener Antisemitismus
- Antisemitismus – was tun?!
Ein gemeinsames Projekt von
ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch
ConAct arbeitet bundesweit als Service-Zentrum für die Jugendkontakte zwischen Deutschland und Israel. ConAct unterstützt bei der inhaltlichen und organisatorischen Verwirklichung deutsch-israelischer Jugendbegegnungen und Fachkräfteprogramme und richtet Fachveranstaltungen zur Weiterentwicklung des Arbeitsfeldes aus. Im Oktober 2001 offiziell eröffnet, fördert das Koordinierungszentrum jedes Jahr rund 300 Projekte der außerschulischen Bildungs- und Austauscharbeit. Im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend verwaltet ConAct die Fördermittel für den deutsch-israelischen Jugendaustausch und setzt Projekte zum Aufbau eines Deutsch-Israelischen Jugendwerks um. Die Partnerorganisation in Israel ist die Israel Youth Exchange Authority, die mit Unterstützung des israelischen Bildungsministeriums und des Außenministeriums arbeitet. www.conact-org.de
Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW)
Das DFJW ist eine internationale Organisation im Dienste der deutsch-französischen Zusammenarbeit mit Büros in Paris und Berlin sowie einer Außenstelle in Saarbrücken. Die Gründung des DFJW geht auf den „Élysée-Vertrag“ von 1963 zurück. Das DFJW fördert den Jugendaustausch zwischen Deutschland und Frankreich. Dazu gehören Schüler*innen- und Student*innenaustausche, Sprachkurse, Städte- und Regionalpartnerschaften, Sportbegegnungen, Praktika und beruflicher Austausch, Stipendien für Fachseminare und Forschungsprojekte. Seit einigen Jahren hat es seine Aktivitäten auf die Nachbarländer in Mittel- und Südosteuropa und den Mittelmeerraum ausgeweitet. Das DFJW arbeitet mit zahlreichen Partner*innen nach dem Prinzip der Subsidiarität zusammen. https://www.dfjw.org/
Deutsch-Polnisches Jugendwerk (DPJW)
Das DPJW fördert die Begegnung und Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Jugendlichen. Es finanziert deutsch-polnische und trilaterale Jugendbegegnungen im schulischen und außerschulischen Bereich und unterstützt sie inhaltlich. Es fördert Projekte, die so vielfältig sind wie die Interessen der jungen Menschen. Außerdem bietet es Fortbildungen, Konferenzen, Seminare und Publikationen für Veranstalter an. Das DPJW wurde 1991 gemeinsam von der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen gegründet. Das DPJW hat zwei Büros, in Potsdam und Warschau. Es wird von beiden Regierungen finanziert. https://dpjw.org/
Tandem – Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch
Die Koordinierungszentren Tandem sind die zentralen Stellen für den Jugend- und Schüleraustausch zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik. Ihre Aufgabe ist es, freundschaftliche Beziehungen zwischen jungen Menschen aus den Nachbarländern zu fördern. Tandem unterstützt bei der Partnersuche, bietet finanzielle Förderung, deutsch-tschechische Sprachanimation sowie Beratung und Fortbildung. Auf deutscher Seite ist Tandem eine Einrichtung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Freistaaten Bayern und Sachsen. Auf tschechischer Seite wird Tandem durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport gefördert. www.tandem-org.de
Deutsch-Griechisches Jugendwerk (DGJW)
Das DGJW ist eine internationale Organisation, die 2019 von der deutschen und griechischen Regierung gegründet wurde und im April 2021 ihre Arbeit aufnahm. Unter dem Motto „Wir schaffen Begegnungen!“ und nach dem Prinzip der Partnerschaftlichkeit und Gleichwertigkeit fördert das DGJW vor allem Jugendbegegnungen und Fachprogramme, um möglichst viele junge Menschen aus Deutschland und Griechenland zusammenzubringen. Das DGJW hat seinen Sitz in Leipzig und Thessaloniki und bietet ein breites Spektrum an Beratungsleistungen zur Partnersuche, Projektentwicklung und -durchführung. https://dgjw-egin.org/
Israel Youth Exchange Authority (IYEA)
Die IYEA ist der Partner von ConAct in Israel. Die Behörde arbeitet mit Unterstützung des israelischen Bildungsministeriums und des israelischen Außenministeriums und ist für die internationalen Jugendbeziehungen zuständig, die Israel mit zahlreichen Ländern unterhält. https://www.facebook.com/youthexil
Council of Youth Movements (CYMI)
CYMI ist der Dachverband der Jugendbewegungen in Israel. Er dient als runder Tisch und Treffpunkt für die Leiter*innen der Jugendbewegungen aus dem gesamten politischen Spektrum, um aktuelle Bildungsfragen und die Beteiligung der Jugend an sozialen Prozessen und öffentlichen Aktivitäten sowie aktuelle Probleme der israelischen Gesellschaft zu erörtern. CYMI unterhält Beziehungen zu den entsprechenden Räten der Jugendbewegungen und führt den Austausch von Jugenddelegationen zwischen ihnen durch. https://eng.tni.org.il/
Das Projekt „Facing Antisemitism in Europe! Education in Europe – Encounter with Israel – Implications for Youth Work“ wird über das Europäische Programm Erasmus+ sowie durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Der Beauftrage der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.