Geschichte

Shimon Stein, Botschafter des Staates Israel; Gerlinde Kuppe, Sozialministerin des Landes Sachsen-Anhalt; Eckhard Naumann, Oberbürgermeister der Lutherstadt Wittenberg; Bundespräsident Johannes Rau und Christine Bergmann
V. l. n. r.: Shimon Stein, Botschafter des Staates Israel; Gerlinde Kuppe, Sozialministerin des Landes Sachsen-Anhalt; Eckhard Naumann, Oberbürgermeister der Lutherstadt Wittenberg; Bundespräsident Johannes Rau und Christine Bergmann, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2001 © ConAct

Hintergrund. Bereits seit mehr als 60 Jahren gibt es Begegnungen im deutsch-israelischen Jugendaustausch. Ein dichtes Geflecht von persönlichen Verbindungen und institutionellen Kontakten trägt die vielfältigen Beziehungen zwischen Jugendorganisationen, Bildungseinrichtungen und öffentlichen Stellen in Israel und Deutschland – Kontakte, die zunächst in den westlichen Bundesländern gewachsen waren und sich seit 1990 auf die ostdeutschen Länder ausgeweitet haben.

Bei seinem Besuch in Israel im Frühjahr 2000 regte der damalige Bundespräsident Johannes Rau die aktive Unterstützung und nachhaltige Ausweitung der deutsch-israelischen Jugendkontakte an. Zu diesem Zweck verabredeten die deutsche Bundesjugendministerin Dr. Christine Bergmann und der israelische Erziehungsminister Yossi Sarid die Einrichtung von Koordinierungsbüros für den deutsch-israelischen Jugendaustausch in Deutschland und Israel.

Bundespräsident Christian Wulff und Bundesjugendministerin Kristina Schröder würdigten die Arbeit von ConAct, 2001
Bundespräsident Christian Wulff und Bundesjugendministerin Kristina Schröder würdigten die Arbeit von ConAct, 2011 © REGIERUNGonline/Steins

Eröffnung. Am 23. Oktober 2001 nahm ConAct in Lutherstadt Wittenberg seine Arbeit auf. Das Koordinierungszentrum auf deutscher Seite wurde in Anwesenheit des Bundespräsidenten Johannes Rau, der Bundesministerin Dr. Christine Bergmann, des israelischen Botschafters Shimon Stein, der Sozialministerin des Landes Sachsen-Anhalt Gerlinde Kuppe sowie des Oberbürgermeisters der Stadt Wittenberg Eckhard Naumann offiziell eröffnet. Seinen Sitz hatte ConAct zunächst in der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt, in dessen Trägerschaft es sich bis heute befindet. Mit seiner offiziellen Gründungsfeier zog es auf Einladung der Stadt in das Alte Rathaus am Marktplatz ein. Auf israelischer Seite nimmt die Israel Youth Exchange Authority (IYEA) die Funktion des Koordinierungsbüros für den israelisch-deutschen Jugendaustausch wahr. Sie arbeitet heute in Nachfolge des Israel Youth Exchange Council (Öffentlicher Rat für Jugendaustausch), der bereits seit 1972/73 die jugendpolitische und Austauschzusammenarbeit mit Deutschland begleitet hat. Die IYEA hat ihren Sitz in Ramat Efal.

Bundespräsident Christian Wulff und das Team von ConAct und der Israel Youth Exchange Authority
Bundespräsident Christian Wulff (Mitte) und das Team von ConAct und dem IYEA auf der Festveranstaltung im Schloss Bellevue anlässlich des 10-jährigen Bestehens von ConAct, November 2011 © REGIERUNGonline/Steins

Folgende Aufgaben wurden den Koordinierungsbüros in der Absichtserklärung 2000 zu ihrer Errichtung mit auf den Weg gegeben:

  • die Organisationen und Institutionen des deutsch-israelischen Jugendaustausches beraten und unterstützen
  • Austauschprojekte anregen und Kontakte zwischen interessierten Organisationen und Jugendinitiativen vermitteln und vertiefen helfen
  • neue Formen und Bereiche der Zusammenarbeit und des Austausches anregen
  • Partnerbörsen und Fachtagungen zum deutsch-israelischen Jugendaustausch durchführen
  • Mitarbeiter*innen des deutsch-israelischen Jugendaustausches zur Qualifizierung der Zusammenarbeit fortbilden
  • Hilfestellung bei der Vermittlung sowie Unterstützung bei der Organisation von Seminaren für Praktika und Hospitationen in Erziehungseinrichtungen leisten 
  • Empfehlungen an den Gemischten Fachausschuss für den deutsch-israelischen Jugendaustausch sowie an die zuständigen nationalen Behörden geben 
  • Informations- und Arbeitsmaterialien entwickeln und veröffentlichen Finanzierungsmöglichkeiten aufzeigen und vermitteln sowie sich um Sponsoren bemühen.

Daten & Fakten. ConAct und die Israel Youth Exchange Authority arbeiten seit 2001 intensiv daran, die genannten Aufgaben umzusetzen. So konnten in über 20 Jahren rund 150 neue Projektpartnerschaften im Austausch begründet werden. In über 200 eigenen Fachveranstaltungen wurden im bilateralen Rahmen Netzwerkarbeit geleistet und Qualifizierungsangebote für mehr als 4500 teilnehmende Fachkräfte aus Jugendaustausch und -hilfe bereitgestellt. Die Zahlen des Jugendaustausches konnten in den ersten zehn Jahren der Arbeit verdoppelt werden. Seit dem Jahr 2013 wurde nach erfolgreicher Öffentlichkeitsarbeit im politischen Raum das Budget für den deutsch-israelischen Jugendaustausch auf jährlich 2,2 Millionen Euro erhöht. Für das Jahr 2024 wurden die Mittel aufgrund der hohen Nachfrage für Projektförderungen auf 4,4 Mio Euro verdoppelt. Jährlich werden aus diesen Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über ConAct rund 300 Austauschprojekte mit 7000 Teilnehmenden gefördert.

10 Jahre ConAct. Im Jahr 2011 feierten ConAct und die Israel Youth Exchange Authority zehn Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit zur Unterstützung und Ausweitung der deutsch-israelischen Jugendkontakte. Bundespräsident Christian Wulff lud aus diesem Anlass zu einer festlichen Veranstaltung ins Schloss Bellevue ein und würdigte die Arbeit der Koordinierungsbüros und der vielen Träger in Deutschland und Israel, die die intensive Jugendaustauscharbeit zwischen Deutschland und Israel nachhaltig und engagiert fortschreiben.

Jugendkonferenz 60 Jahre Jugendaustausch Logo

Jubiläum 2015. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens diplomatischer Beziehungen kamen auf dem Deutsch-Israelischen Jugendkongress 2015 mehr als 350 junge Menschen in beiden Ländern zusammen, um die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen für die jungen Generationen zu diskutieren. Die Staatspräsidenten beider Länder und die deutsche Bundesjugendministerin zeigten sich auf der Abschlussveranstaltung beeindruckt von den gemeinsamen Aktivitäten und neuen Ideen der Teilnehmenden.

Projektteilnehmerinnen von Living Diversity
Projektteilnehmerinnen von „Your Story Moves!“ 2019

Living Diversity. Die zunehmende Vielfalt persönlicher und kollektiver Identitäten junger Menschen in Deutschland und Israel war Schwerpunktthema der Jahre 2016–2019.

Unter dem Motto „Living Diversity in Germany and Israel“ brachten ConAct und die Israel Youth Authority in mehr als 25 Veranstaltungen über 1.000 Teilnehmende aus beiden Ländern zusammen. Dies waren Fachkräfte, die sich bilateral zu Methoden diversitätsbewusster Pädagogik weiterbildeten. Und es waren junge Menschen, die dem Aufruf „Your Story Moves!“ folgten und in Begegnungen ihre persönlichen Geschichten von Migration und Zugehörigkeit in den Mittelpunkt stellten.

Teilnehmende im Projekt Sichtbar handeln
Teilnehmer*innen des Diskursprojekts "Sichtbar Handeln! Gegen Antisemitismus." 2020

Sichtbar Handeln! Gegen Antisemitismus. Der Antisemitismus in Deutschland und Europa beschäftigt alle dem Austausch mit Israel verbundenen Menschen. Seit 2020 lädt ConAct im Projekt „Sichtbar handeln! Gegen Antisemitismus“ Fachkräfte der Jugendhilfe zu Fortbildungen ein, um Antisemitismus in ihrem Arbeitsumfeld besser begegnen zu können. In Begegnungsreisen durch das vielfältige Israel werden Einblicke gewonnen, mit denen israelfeindlichen Äußerungen in Deutschland deutlich entgegengetreten werden kann. 

Gruppenbild bei der Jugendkonferenz mit Frau Giffey
Jeremy Issacharoff, Botschafter des Staates Israel und Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Frauen, Senioren und Jugend 2019

Deutsch-Israelisches Jugendwerk. Der Deutsche Bundestag hat im Jahr 2018 gleich in zwei Entschließungen den hohen Stellenwert des Deutsch-Israelischen Jugendaustausches hervorgehoben – für das Wirken gegen Antisemitismus und für die Zukunft einer engen Verbindung zu Israel. Die Strukturen im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch sollen zu einem Jugendwerk ausgebaut werden, mehr jungen Menschen die Teilnahme an deutsch-israelischen Begegnungen zu ermöglichen. ConAct hat 20 Jahre lang diese Arbeit in Kooperation mit der Israel Youth Exchange intensiv vorangebracht. Jetzt ist ConAct damit beauftragt, in zahlreichen Projekten den nächsten Schritt – die Errichtung eines Deutsch-Israelischen Jugendwerks – vorzubereiten.

Bild mit den Leitungen im deutsch-israelischen Jugendaustausch, Vertreter der israelischen Botschaft und Lisa Paus
V.l.n.r.: Ariella Gil (IYEA), Aaron Sagui (Gesandter der Botschaft des Staates Israel), Lisa Paus (Bundesministerin für Familie, Frauen, Senioren und Jugend), Christine Mähler (ConAct) 2022

20 Jahre ConAct. Im Jahr 2022 würdigte die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf einer bilateralen Festveranstaltung in Anwesenheit von rund 250 Vertreter*innen von Austauschorganisationen aus Deutschland und Israel die erfolgreiche Arbeit von ConAct in Kooperation mit der Israel Youth Exchange Authority. Das große Engagement aller Träger und Austauschverantwortlichen stand im Mittelpunkt. Die inhaltlichen Schwerpunkte der begleitenden Arbeit haben das Feld gestärkt und weiterentwickelt: Gemeinsam Erinnern – Brücken bauen, Freiwilliges Engangement für die Zivilgesellschaften in Deutschland und Israel, Gesellschaftliche Vielfalt junger Menschen in beiden Ländern, Wirken gegen Antisemitismus und Austausch für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Mittels bilateralen Fachveranstaltungen und mehrsprachigen Materialien werden diese Themen fortlaufend in die Begegnungsarbeit der Austauschpartnerschaften getragen.

Der 7. Oktober. Seit dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 steht der Deutsch-Israelische Jugendaustausch vor neuen Herausforderungen und Fragen. Wie können wir die Ereignisse des 7. Oktober im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch thematisieren? Wie können wir Worte finden, um über die Ereignisse zu sprechen, um Fragen zu stellen, um das Unaussprechliche besprechbar zu machen, um uns selbst bewusst in Beziehung zu setzen zu dem, was geschehen ist? Wie können wir die deutsch-israelischen Jugend- und Fachkräftebegegnungen nach dem 7. Oktober wieder aufnehmen?

Logo We Are Connected

WE ARE CONNECTED. Unter diesem Motto ermutigen ConAct und die tragenden Strukturen im deutsch-israelischen Austausch deutsche Partnerorganisationen und junge Menschen aus dem Jugend- und Schüleraustausch, JETZT mit israelischen Partnern und Freund*innen in Kontakt zu treten und sichtbare Zeichen der Verbundenheit zu setzen. Die Austauschprogramme für Jugendliche und junge Erwachsene aus Israel und Deutschland basieren auf historisch gewachsenen bilateralen Beziehungen und haben sich in sechs Jahrzehnten zu einem starken Netzwerk entwickelt. Die Bedeutung dieses Netzwerkes – sowohl für Israel als auch für Deutschland – ist heute größer denn je. Jetzt ist die Zeit, unsere gemeinsame Bildungs- und Austauscharbeit in enger Verbundenheit fortzuschreiben.

ConAct-Jubiläen

Weitere Informationen

Absichtserklärung der deutschen Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des israelischen Ministers für Erziehungswesen über die Errichtung von Koordinierungsbüros für den deutsch-israelischen Jugendaustausch

Dokumentation zur Eröffnung von ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch am 23. Oktober 2001 und ausgewählte Pressestimmen