Gemeinsam Erinnern – Fachliteratur
Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik München 2006
Mehr als 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges wird noch immer versucht, für die traumatische Vergangenheit eine Form des Erinnerns und Gedenkens zu finden. Aleida Assmann untersucht individuelle und kollektive Wege und geht den Spannungen zwischen persönlicher Erfahrung und offiziellem Gedenken nach.
Bauer, Yehuda: Die dunkle Seite der Geschichte. Die Shoah in historischer Sicht. Interpretationen und Re-Interpretationen Frankfurt/M. 2001
Für Yehuda Bauer ist die Shoah ein aus der Vernichtungsideologie der Nationalsozialisten erklärbarer Genozid. Er widersetzt sich allen Mystifizierungsversuchen und versucht eine umfassende Deutung der Shoah, klärt Positionen und unternimmt Neubestimmungen. Er setzt sich sowohl mit jüdisch-theologischen Interpretationen der Shoah als auch mit deren Bedeutung für die Entstehung des Staates Israel kritisch auseinander. Auch Gesamtdeutungen anderer prominenter Historiker*innen nimmt er in den Blick. Im Zentrum seiner Überlegungen stehen für ihn immer die Menschen, die Opfer des Verbrechens geworden sind.
Friedländer, Saul: Das Dritte Reich und die Juden München 2007
Saul Friedländers Buch über die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden gilt als eines der wichtigsten historischen und literarischen Werke zu diesem Thema. Friedländer gelingt eine kenntnisreiche, eindringliche und reflektierte Darstellung der komplexen Thematik.
Diese Gesamtausgabe beinhaltet Band 1 „Die Jahre der Verfolgung 1933–1939“ und Band 2 „Die Jahre der Vernichtung 1939–1945“. Eine von Friedländer autorisierte Kurzfassung des zweibändigen Werkes ist zum Preis von 7,00 Euro auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung erhältlich.
Longerich, Peter: Politik der Vernichtung. Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung München 1998
„Wie war es möglich?“ – Diese Frage stellt Peter Longerich in seinem Buch, das inzwischen als Standardwerk gilt, in einen grundlegenden Kontext. Der Autor versucht, die Politik gegen die Jüdinnen und Juden als Ganzes in den Blick zu nehmen und als ein Gesamtgeschehen darzustellen. Die Verzahnung von Politik und Gewalt, die Logik des Geschehens werden neu herausgearbeitet, unabhängig der von „Intentionalist*innen“ und „Funktionalist*innen“ geprägten Diskurse der Zeitgeschichtsforschung.
Puvogel, Ulrike/Stankowski, Martin: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus 2 Bände, Bonn 1995 (2. Auflage, Bundeszentrale für politische Bildung)
Das Nachschlagewerk gliedert sich nach Bundesländern und ist alphabetisch nach Orten geordnet. Es gibt so einen Überblick über Gedenkstätten an authentischen Orten der Verbrechen des Nationalsozialismus. Neben großen überregional bekannten Gedenkstätten werden auch kleinere Gedenkstätten sowie Mahnmale, Gedenksteine und -tafeln zur Erinnerung an den Nationalsozialismus einbezogen.
Die Dokumentation ist bei der Bundeszentrale für politische Bildung digital verfügbar.
Reichel, Peter/Schmid, Harald/Steinbach, Peter (Hg.): Der Nationalsozialismus – Die zweite Geschichte. Überwindung – Deutung – Erinnerung München 2009
Schon bei der Gründung der beiden deutschen Staaten vor 60 Jahren zeichnete sich ab, dass die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit das Selbstverständnis der Deutschen nachhaltig prägen würde. Kein anderes Thema hat das Land – in Ost und West – so herausgefordert wie der Umgang mit dem „Dritten Reich“. Diese „zweite Geschichte“ des Nationalsozialismus wird hier von führenden Expert*innen in all ihren Facetten erzählt. Unter anderem sind die juristische Aufarbeitung des Nationalsozialismus, Gedenktage oder die Geschichte in der bildenden Kunst oder im Fernsehen Thema. In fast allen Beiträgen verfolgen die Autor*innen ihr Thema bis in die Gegenwart, sodass die Veränderungen im Verlauf der letzten 60 Jahre sichtbar werden.
Welzer, Harald/Moller, Sabine/Tschuggnall, Karoline: „Opa war kein Nazi“. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis Frankfurt/M. 2002 (9. Auflage)
In Familiengesprächen und Interviews untersuchten Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen, was Deutsche aus der NS-Vergangenheit erinnern, wie sie darüber sprechen und was davon an die Kinder- und Enkelgeneration weitergegeben wird. In diesem Buch werden die Forschungsergebnisse vorgestellt. Es konnte festgestellt werden, dass die Sichtweise und Darstellung dieser Zeit, die von Generation zu Generation transportiert werden, sehr häufig von dem abweichen, was in Schulen, Gedenkstätten, Büchern und Filmen vermittelt wird. Familienmitglieder wurden in den Gesprächen meist als Opfer oder Held*innen dargestellt, wenig zu hören war von Täterschaft oder Verantwortung.