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„Facing Antisemitism in Europe!“ – Rückblick auf Modul II

Lernen, Begegnung und Hoffnung in Israel

Vom 2. bis 8. Juni 2025 fand das zweite Modul des Projekts Facing Antisemitism in Europe! in Israel statt. Eine internationale Gruppe von Fachkräften aus der europäischen Jugend- und Bildungsarbeit reiste gemeinsam durchs Land, um sich mit der Geschichte und Gegenwart Israels sowie mit den Herausforderungen des israelischen Alltags 
nach dem 7. Oktober auseinanderzusetzen.

Was bedeutet Israel als „sicherer Zufluchtsort“?
Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Gesprächs mit Autorin Anita Haviv-Horiner und jüdischen Einwander*innen aus Europa. Jan K., ein Teilnehmer aus Polen, berichtete:

„Wenn man objektiv auf Israel schaut, ist es der gefährlichste Ort für Jüd*innen. Ich bin nicht nach Israel ausgewandert, weil ich mich hier sicherer fühle, sondern weil ich mich hier zu Hause fühle. In Polen hat mir immer etwas gefehlt.“
 

Über Vielfalt und Widersprüche in der israelischen Gesellschaft sprach die Aktivistin Polly Bronstein. Sie betonte:

„Niemand in Israel hat das Monopol auf die Wahrheit. Viele Perspektiven enthalten jeweils ein Stück Wahrheit.“

Die Teilnehmenden erlebten während der Reise, wie komplex und facettenreich israelische Gesellschaft ist – geprägt von säkularen, religiösen, ultraorthodoxen und arabischen Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen Narrativen und Lebenswirklichkeiten.

Einen tief bewegenden Moment erlebte die Gruppe beim Treffen mit Reut Karp, deren Mann am 7. Oktober im Kibbutz Re’im von Hamas Terroristen ermordet wurde. In Tel Aviv eröffnete sie das Café Otef Re’im, um der Gemeinschaft einen Ort des Miteinanders und der Hoffnung zu geben.

„Dieses Café ist ein Weg für uns, gemeinsam zu heilen, aktiv zu bleiben und unsere Leben wiederaufzubauen, bevor wir bald in unser Kibbutz zurückkehren.“

Nach intensiven Tagen in Tel Aviv und Jerusalem, unter anderem mit einem Besuch der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem und der Altstadt von Jerusalem, reiste die Gruppe in den Norden des Landes. In Haifa, einer Stadt mit einer sehr diversen Bevölkerung, beeindruckten inklusive Bildungsprojekte, wie etwa die des arabisch-jüdischen Kulturzentrums Beit Hagefen.

In Akko diskutierten die Teilnehmenden mit der arabisch-muslimischen Jugendorganisation El Raya. Thema war die Identität als Muslim*in, Araber*in und Israeli und die schwierige Realität nach dem 7. Oktober: Wie trauert man um eigene Opfer, sorgt sich gleichzeitig um Angehörige in Gaza und im Westjordanland und bleibt dennoch offen für Dialog und ein friedliches Zusammenleben? Die Jugendleiter*innen erzählten, wie sie ihre Jugendlichen ermutigen, mit dieser Komplexität umzugehen, sich für demokratische Werte einzusetzen und aktiv im Aufbau ihrer Gemeinschaften zu bleiben.

Zum Abschluss der intensiven Woche äußerte ein Teilnehmer:

„In fast jedem Gespräch vor der Begegnungsreise habt ihr gesagt: ‚Es ist kompliziert‘, wenn wir über verschiedene Aspekte der israelischen Gesellschaft gesprochen haben. Anfangs hat mich das irritiert. Jetzt habe ich verstanden, was ihr damit meint. Die gesellschaftliche Struktur hier ist so anders als alles, was ich bisher in meinem Leben erlebt habe.“

Eine andere Teilnehmerin fasste ihre Erfahrung folgendermaßen zusammen:

„Wir sind nach Israel gekommen – in einer der schwierigsten Zeiten, die dieses Land je erlebt hat. Dennoch glaube ich, dass es die beste Zeit war, um Israel zu besuchen. So eine Begegnungsreise lässt sich nur schwer in Worte fassen. Sie war voller Emotionen, Geschichte, Widersprüche, Begegnungen, wunderbarer Menschen — und selbst die Raketenalarme gehörten zu unserem Erlebnis dazu. Was mir Hoffnung gibt, ist, dass ich hier Hoffnung sehe. Trotz aller Herausforderungen bleiben die Menschen optimistisch und engagiert für eine bessere Zukunft. Diese Hoffnung nehme ich mit nach Hause.“

Im September 2025 treffen sich alle Teilnehmenden in Berlin wieder, um im dritten Modul eigene Projekte gegen Antisemitismus in der Jugend- und Bildungsarbeit in ihren eigenen Ländern in Europa zu entwickeln. 

Mehr Infos zum Projekt:

Facing Antisemitism in Europe!

Logo Facing Antisemitism in Europe
Menschengruppe steht an einer Kreuzung während einer Stadtführung.
Social City Tour in Süd-Tel-Aviv
Fünf Menschen sitzen zusammen und sind in ein Gespräch vertieft.
Treffen mit Representant*innen von Jugendbewegungen zum Thema „Bildung in Zeiten von Krieg“
Frau steht vor einer Leinwand und hält einen Vortrag vor Publikum.
Treffen mit Reut Karp im Cafe Otef Re’im
Die gelbe Schleife, das Symbol für Solidarität mit den Hamas-Geiseln ist an der Außenwand eines gläsernen Hochhauses zu sehen.
Die gelbe Schleife drückt Solidarität mit den Geiseln vom 7. Oktober aus
Vier Menschen stehen zusammen und lächeln in die Kamera. Eine Person hat einen Hund auf dem Arm.
Jugendleiterinnen von Jugendbewegungen. Die Hündin Lola wird nach ihrem Training als Servicehund für Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung infolge des 7. Oktober eingesetzt.