Ein Jahr nach dem 7. Oktober – Gespräch und Gedenkveranstaltung
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Ein Jahr nach dem Terrorangriff der Hamas auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023 prägt eine Gleichzeitigkeit von Ausnahmezustand und Rückkehr zur Normalität die israelische Gesellschaft. Noch immer sind mehr als 100 Geiseln in den Händen der Hamas, während der Krieg im Gazastreifen andauert. Israel ist fortwährend Angriffen an vielen Fronten ausgesetzt – aus dem Iran, von den Huthi-Rebellen im Jemen, von Terroristen aus der Westbank und von der Terrormiliz Hisbollah aus dem Libanon. Nach wie vor sind rund 120.000 Menschen aus dem Norden und Süden des Landes als Binnenflüchtlinge anderweitig untergebracht. Die Menschen in Israel blicken in eine ungewisse Zukunft.
Anlässlich des sich jährenden 7. Oktober lud ConAct deutsche Partnerorganisationen dazu ein, an diesem Tag digital zusammenzukommen, Momentaufnahmen aus Israel zu teilen, der Getöteten zu gedenken und an die Entführten zu erinnern.
Im Gespräch mit Uriel Kashi. Anlässlich des 7. Oktobers fand im Rahmen der Gesprächsreihe “Israel nach dem 7. Oktober – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft”ein Gespräch mit Reiseleiter und Historiker Uriel Kashi aus Jerusalem für deutsche Partnerorganisationen im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch statt. Mit welchen Gedanken und Gefühlen blicken die Menschen in Israel auf den 7. Oktober und das vergangene Jahr? Welche öffentlichen und privaten Formen des Gedenkens finden statt? Was bedeutet der Jahrestag und die gegenwärtige Situation des Krieges für die junge Generation? Auf diese und weitere Fragen versuchte Uriel Kashi Antworten zu finden. Er skizzierte eindrücklich, dass sich die israelische Gesellschaft seit dem 7. Oktober 2023 in einem andauernden Ausnahmezustand befindet.
Für Kashi und viele weitere Israelis begann der Tag früh – bereits um 6:29 Uhr – zum Zeitpunkt, als das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 begann – versammelten sich Demonstrant*innen vor der Residenz des Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Sie forderten eine sofortige Rückkehr der Geiseln und erinnerten gemeinsam an die Ermordeten und Entführten Im Laufe des Tages fanden landesweit Gedenkveranstaltungen statt. In Bezug auf die jungen Menschen des Landes hob Kashi hervor, wie sehr die Eindrücke des 7. Oktobers und der darauffolgende Krieg eine ganze junge Generation geprägt habe. Es sei anzunehmen, dass die ganz unterschiedlichen Lebenswelten und Erfahrungen israelischer und deutscher Jugendlichen sich auch auf zukünftige Austauschprojekte und Begegnungen auswirken würden.
Im Gedenken an den 7. Oktober 2023. Im Anschluss an das Gespräch wurde in einem gemeinsamen Gedenken an die Entführten und Ermordeten des 7. Oktobers erinnert. Das gemeinsame Gedenken begann mit dem Lied “Shibulim” der Künstlerin Adar Gold, das sich den Ereignissen 7. Oktobers widmet.
Zeugenberichte. In zuvor aufgezeichneten Testimonies erzählten Naama Gal und Aya Meydan, wie sie die Angriffe überlebten. Der Überlebensbericht von Naama Gal schildert, wie sie den Angriff auf dem Nova Festival verwundet überlebte, während viele Menschen um sie ermordet wurden und zwei ihrer Freunde neben vielen weiteren entführt wurden. Der Bericht wurde im Rahmen der Auftaktveranstaltung zur Initiative “WE ARE CONNECTED.” verlesen und aufgezeichnet.
Das Zeugnis von Aya Meydan, die gemeinsam mit einem beduinischen Kibbutz-Mitarbeiter von seinen Verwandten gerettet wurde, zeigt eindrücklich, dass der 7. Oktober alle gesellschaftlichen Gruppen ungeachtet ihrer religiösen oder kulturellen Zugehörigkeit betraf.
Jiskor. Im Wechsel sprachen Mitarbeitende des ConAct-Teams ein Gedenkgebet. Das „Jiskor“ ist ein besonderes Erinnerungsgebet, das von Mitgliedern der israelischen Jugendbewegungen nach dem 7. Oktober 2023 geschrieben wurde.
WE ARE CONNECTED. Im Anschluss verlas ConAct-Leiterin Christine Mähler ein Statement, das die Verbundenheit zwischen jungen Menschen in Deutschland und Israel sowie die Verbundenheit der Partner im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch bekräftigt.
WE ARE CONNECTED. Wir sind verbunden. Das ist ein Statement. Eine Feststellung. Eine Versicherung. Eine Zusage. Eine Bekräftigung der tiefen und vielfältigen Verbindungen zwischen jungen Menschen und Menschen aller Generationen aus Deutschland und Israel.
Abschließend wurde das Lied “May it be – לו יהי” gespielt, ein Stück, das von der Hoffnung auf bessere, friedvollere Zeiten erzählt.
For an English version check out the WE ARE CONNECTED website:
One Year After October 7 – Talk and Commemoration Event