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Israel nach dem 7. Oktober – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft

Zwei Jahre nach dem 7. Oktober – Gespräch und Gedenkveranstaltung

Anlässlich des zweiten Jahrestages des terroristischen Überfalls auf den Süden Israels lud ConAct Partnerorganisationen aus dem Jugendaustausch dazu ein, an diesem Tag digital zusammenzukommen, Momentaufnahmen aus Israel zu teilen, der Getöteten zu gedenken und an die Entführten zu erinnern. 

Gedenken, Protest und Hoffnung. Die Veranstaltung begann mit einem Gespräch mit dem in Jerusalem lebenden Theologen, Reisebegleiter und Autor Georg Rößler. Er berichtete von den regierungskritischen Protesten in Israel, in denen Menschen die Freilassung aller Geiseln forderten. Nach der Verkündung des 20-Punkte-Plans der US-Regierung hätten diese Proteste erneut starken Zulauf erhalten.

Zum Zeitpunkt des Gesprächs war noch ungewiss, ob die Hamas dem Plan zustimmen würde – und damit die Hoffnung auf ein Ende des Krieges sowie die so sehnsüchtig erwartete Rückkehr der Entführten in greifbare Nähe rücken könnte.

Parallel zu diesen politischen Entwicklungen suchten viele Israelis die Gemeinschaft anderer, um gemeinsam der Ereignisse des 7. Oktober 2023 und der Toten zu gedenken. Neben zahlreichen kleineren Zusammenkünften planten viele, die von den Familien der Geiseln organisierte zentrale Gedenkveranstaltung gemeinsam in Bars und Cafés zu verfolgen.

Ob mit einer möglichen Rückkehr der Geiseln auch ein Prozess der Heilung beginnen und die tiefen gesellschaftlichen Gräben überwunden werden können, bleibe jedoch offen.

Im Gedenken an den 7. Oktober 2023. Im Anschluss an das Gespräch fand ein gemeinsames Gedenken an die Entführten und Ermordeten des 7. Oktober 2023 statt. Eröffnet wurde die Zeremonie mit dem Lied „Shum Davar Lo Yifga Bi“ („Nothing Will Hurt Me“). In die Aufnahme war der Gesang der 22-jährigen Rettungssanitäterin Amit Man integriert, die am 7. Oktober im Kibbutz Be’eri Verwundete versorgte, bis sie selbst ermordet wurde.

Zeugenbericht. Im weiteren Verlauf wurde der Bericht von Erez Cohen eingespielt, der am 7. Oktober mit seiner Freundin Rinat im Kibbutz Be’eri in Kontakt stand. Rinat, ihr Ehemann und zwei ihrer Kinder wurden von Terroristen erschossen; die beiden jüngsten Söhne überlebten. Erez Cohens Schilderung steht stellvertretend für die Erfahrung vieler Israelis, die an diesem Tag mit den Betroffenen telefonierten und Nachrichten austauschten – in der Hoffnung helfen zu können, und doch machtlos blieben.

Der Bericht wurde im Rahmen der Auftaktveranstaltung zur Initiative „WE ARE CONNECTED“ verlesen und aufgezeichnet.

Jiskor – Gedenkgebet. Im Anschluss sprachen Mitarbeitende des ConAct-Teams im Wechsel das Gebet „Jiskor“. Dieses besondere Erinnerungsgebet wurde nach dem 7. Oktober 2023 von Mitgliedern israelischer Jugendbewegungen verfasst und erinnert an die Opfer des Terrorangriffs.

WE ARE CONNECTED. Daraufhin verlas ConAct-Leiterin Christine Mähler ein Statement, das die Verbundenheit zwischen jungen Menschen in Deutschland und Israel sowie die Partnerschaft im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch bekräftigte.

Abschließend wurde das Lied “May it be – לו יהי gespielt, ein Stück, das von der Hoffnung auf bessere, friedvollere Zeiten erzählt. Das Stück wurde von der Gruppe des „Tamari Projects“ eingespielt – einem Ensemble ehemaliger Mitglieder eines Jugenddorfes, das Tamar Kedem und Sagui Dekel Chen während des Gazakrieges 2014 für junge Musiker*innen gegründet hatten. Tamar wurde am 7. Oktober ermordet, Sagui in den Gazastreifen entführt und später freigelassen.

Bereits wenige Tage nach den Angriffen der Hamas auf Israel lud ConAct Fachkräfte im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch zu einer aktuellen Stunde mit Partner*innen vom Verband der Israelischen Jugendbewegungen ein. Hierbei wurden der Bedarf und das Interesse deutlich, in dieser Krisenzeit im engen Austausch miteinander und mit ConAct zu stehen und Stimmen aus Israel zu hören. Vor diesem Hintergrund finden seit Oktober 2023 regelmäßig digitale Angebote von ConAct mit Menschen aus der israelischen Jugendarbeit und Gesellschaft statt.

Zur Gesprächsreihe

Georg Rößler,Theologe, Reisebegleiter und Autor, lebt seit 35 Jahren in Israel
Amit Matan, ermordet am 7. Oktober 2023 im Kibbutz Be'eri
Nur zwei Kinder der 6-köpfigen Familie überlebten den 7. Oktober 2023