Der Jugendaustausch in Zeiten von Trauma, Krieg und Hoffnung
Am 19. und 20. November 2024 fand die jährliche Sitzung des Gemischten Fachausschusses für den Deutsch-Israelischen Jugendaustausch in Berlin statt. Der Fachausschuss setzt sich aus Vertreter*innen der im Jugendaustausch zwischen Deutschland und Israel engagierten Organisationen und Einrichtungen zusammen. Unter dem Vorsitz von Thomas Thomer, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), und Naftali Dery, Generalsekretär der Jugendbewegungen, diskutierten die Mitglieder des Fachausschusses die aktuellen Herausforderungen des Jugendaustausches.
Die Gespräche der Sitzung waren geprägt von der Auseinandersetzung mit den aktuellen Herausforderungen. Die Mitglieder des Fachausschusses zeigten sich tief erschüttert über die anhaltenden Angriffe auf Israel und das Schicksal der Geiseln in den Händen der Terroristen. Sie forderten deren sofortige Freilassung. Besonders hervorgehoben wurde die Initiative „WE ARE CONNECTED. German-Israeli Youth Exchange in Support for Israel“, die die Verbundenheit im Netzwerk der Austauschpartnerschaften sichtbar macht. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnten im Jahr 2024 rund 60 Austauschprogramme stattfinden.
Der Fachausschuss würdigte die Arbeit von ConAct und der IYEA und dankte ihnen für die erfolgreiche Durchführung zahlreicher Projekte unter herausfordernden Bedingungen. Zum Netzwerkseminar im April kamen Vertreter*innen aus rund 50 Austauschpartnerschaften aus Deutschland und Israel in Berlin zusammen. Dabei standen gemeinsames Gedenken an den 7. Oktober, Lernen sowie die Entwicklung neuer Perspektiven und Arbeitstools für die künftige Zusammenarbeit im Mittelpunkt. Vom 26 bis 28. November wird ein weiteres Netzwerktreffen in ähnlicher Größenordnung stattfinden.
Im Rahmen regelmäßig stattfindender Online-Gespräche mit Stimmen aus Israel wurde die Verbundenheit im Netzwerk der Austauschpartnerschaften in den vergangenen 13 Monaten weiter gestärkt. Auch im Jahr 2024 wurden mithilfe des Match-Making-Programms sechs neue Austauschpartnerschaften in beiden Ländern initiiert. Eine bilaterale Arbeitsgruppe zum Themenschwerpunkt Nachhaltigkeit und Umweltschutz begann die Erarbeitung einer Handreichung für den deutsch-israelischen Austausch bei einem Treffen in Berlin.
Das Projekt „Sichtbar Handeln! Gegen Antisemitismus“ wurde als essenzieller Bestandteil der Bildungsarbeit gewürdigt. Es sensibilisiert Fachkräfte nachhaltig gegen Antisemitismus, schafft Gesprächsräume und verbindet Bildungsarbeit in Deutschland und Europa mit Israel.
Der Fachausschuss beriet auch über die Ausgestaltung eines Deutsch-Israelischen Jugendwerks (DIJW), das den Jugendaustausch langfristig stärken soll. Die bestehenden Strukturen von ConAct und der IYEA sollen dabei eingebunden werden, um Synergien zu nutzen und die Arbeit nachhaltig weiterzuentwickeln.
Ein zentrales Thema der Sitzung waren die geplanten Jubiläumsveranstaltungen im Jahr 2025: der 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen und der 70. Jahrestag des deutsch-israelischen Jugendaustausches. Der Fachausschuss sprach sich dafür aus, diese Meilensteine zu nutzen, um die Erfolge der Jugendbegegnungen zu würdigen und gleichzeitig in die Zukunft zu blicken.
Zum Abschluss der Sitzung wurde das Sitzungsprotokoll in der israelischen Botschaft in Berlin unterzeichnet. Für das Jahr 2025 empfahl der Gemischte Fachausschuss insgesamt 280 Projekte zur Förderung. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Situation ist die Zahl beantragter Projekte etwas niedriger als in den vergangenen Jahren, bewegt sich aber auf einem stabilen Niveau. S.E. Botschafter Ron Prosor betonte in seiner Ansprache die Bedeutung des Jugendaustausches als Brücke zwischen den Ländern, die lebenslange Freundschaften und wertvolle Verbindungen schafft. Gerade in Zeiten von Verlust, Trauer und wachsendem Antisemitismus seien solche Programme unverzichtbar, um gemeinsame Werte zu stärken und eine hoffnungsvolle Zukunft zu gestalten.