Nach dem Angriff auf Israel – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft
**English version below**
Bereits wenige Tage nach den Angriffen der Hamas auf Israel lud ConAct Fachkräfte im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch zu einer aktuellen Stunde mit Partner*innen vom Rat der Israelischen Jugendbewegungen ein. Hierbei wurden der Bedarf und das Interesse deutlich, in dieser Krisenzeit im engen Austausch miteinander und mit ConAct zu stehen und Stimmen aus Israel zu hören. Vor diesem Hintergrund findet in den letzten Monaten eine Reihe digitaler Angebote von ConAct mit Menschen aus der israelischen Jugendarbeit und Gesellschaft statt.
Am 14. März setzte ConAct die Gesprächsreihe mit Georg Rößler fort. Georg Rößler lebt seit 1988 in Jerusalem. Er ist Gründer und ehrenamtlicher Co-Direktor von „SOS-Gewalt/Zentrum für Friedenspädagogik in Israel“ sowie Reiseveranstalter und Co-Direktor von SK-Tours in Nature und Mitbegründer der Projekte „Fair Travel in Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten“ sowie dem „Jerusalem-Weg“. Im AphorismA-Verlag erschienen seine Bücher „Auf dem Weg nach Jerusalem – Ein Begleiter für die Pilgerwanderung in die Heilige Stadt“ und „Nicht für Deutsche...? Yad Vashem als Ort und Wirklichkeit“.
Unter dem Motto „Perspektiven aus dem 7. Oktober“ näherte sich Georg Rößler den politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen im Nahen Osten. Der 7. Oktober habe Entwicklungen offengelegt und zugespitzt, die die Region prägten. Bei einer ersten Betrachtung sei die Analyse geprägt von Kompromiss- und Perspektivlosigkeit.
Der Schock des 7. Oktobers, der die israelische Gesellschaft nachhaltig erschüttert hat, wirke fort. Zudem sehe sich Israel auf der internationalen politischen und kulturellen Bühne verstärkten Angriffen ausgesetzt, wofür unter anderem vereinfachte Lesarten postkolonialer Theorie verantwortlich seien. Innenpolitisch stehe die aktuelle Regierung unter Druck und habe bisher kein überzeugendes Konzept für den Gazastreifen nach Ende des Krieges vorgelegt.
Auf palästinensischer Seite hingegen fehle es an verlässlichen Partnern, die Zustimmung für die Hamas sei nach wie vor hoch, so Rößler. Viele arabische Staaten hätten die Abkehr von fossilen Brennstoffen und teilweise eine hohe Jugendarbeitslosigkeit zu bewältigen. Erfolge für die Hamas könnten darüber hinaus ein fatales Signal an islamistische Terrorgruppen und deren Unterstützer in der Region und weltweit sein.
Als Fazit fügte Georg Rößler eine weitere Perpsektive hinzu: Gerade die angesichts dieser Herausforderungen wahrgenommene Aussichtslosigkeit könne zum Motor für neue positive Entwicklungen werden. Ein Faktor könnten Neuwahlen sein, die einen Regierungswechsel herbeiführten. Zudem sei auch die Geschichte des Nahostkonflikts reich an Beispielen für visionäre Akteur*innen, denen unerwartete Friedensschlüsse gelangen.
Die Gesprächsrunden mit Stimmen aus Israel werden im zweiwöchigen Turnus fortgesetzt.
Sie haben ein Gespräch verpasst? Alle Berichte zu unserer Gesprächsreihe finden Sie hier im Überblick:
Israel nach dem 7. Oktober – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft
**English version**
Just a few days after the Hamas attacks on Israel, ConAct invited experts in German-Israeli youth exchange to a live discussion with partners from the Council of Youth Movements in Israel. At the meeting, it became clear that there was a need and interest in maintaining a close exchange with each other and with ConAct during this time of crisis and in hearing voices from Israel. In this context, ConAct is holding a series of digital events with people from Israeli youth work and society for the past months.
On March 14, ConAct continued its discussion series with Georg Rößler. Georg Rößler has lived in Jerusalem since 1988. He is the founder and honorary co-director of "SOS Violence/Center for Peace Education in Israel," a tour operator and co-director of SK-Tours in Nature, and a co-founder of the projects "Fair Travel in Israel and the Palestinian Territories" and the "Jerusalem Way." His books, "On the Way to Jerusalem – A Companion for the Pilgrimage to the Holy City" and "Not for Germans...? Yad Vashem as a Place and Reality," were published by AphorismA Publishing.
Under the theme "Perspectives from October 7," Georg Rößler addressed the political and social challenges in the Middle East. October 7 revealed and intensified developments that have shaped the region. At first glance, the analysis is marked by a lack of compromise and perspective.
The shock of October 7, which has deeply shaken Israeli society, continues to resonate. Additionally, Israel faces increased attacks on the international political and cultural stage, driven in part by oversimplified interpretations of postcolonial theory. Domestically, the current government is under pressure and has yet to present a convincing plan for the Gaza Strip following the end of the war.
On the Palestinian side, however, there appears to be a lack of reliable partners, and support for Hamas remains high, according to Rößler. Many Arab states are struggling with the transition away from fossil fuels and, in some cases, high youth unemployment. Successes for Hamas could also send a dangerous signal to Islamist terrorist groups and their supporters in the region and around the world.
As a conclusion, Georg Rößler added another perspective: the perceived hopelessness in the face of these challenges could become a driving force for new positive developments. One factor could be new elections that lead to a change in government. Additionally, the history of the Middle East conflict is rich with examples of visionary actors who have achieved unexpected peace agreements.
The discussion series with voices from Israel will continue biweekly.
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