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Nach dem Angriff auf Israel – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft

Online-Gespräch mit Hen Maoz

**English version below**

Bereits wenige Tage nach den Angriffen der Hamas auf Israel lud ConAct Fachkräfte im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch zu einer aktuellen Stunde mit Partner*innen vom Verband der Israelischen Jugendbewegungen ein. Hierbei wurden der Bedarf und das Interesse deutlich, in dieser Krisenzeit im engen Austausch miteinander und mit ConAct zu stehen und Stimmen aus Israel zu hören. Vor diesem Hintergrund finden in diesen Wochen eine Reihe digitaler Angebote von ConAct mit Menschen aus der israelischen Jugendarbeit und Gesellschaft statt.

Am 24. Juni setzte ConAct die Gesprächsreihe mit Hen Maoz fort. Hen ist Psychologe und stammt aus dem Kibbuz Yiftach, nahe der libanesischen Grenze. Nachdem die Terrororganisation Hisbollah den Norden Israels unter Beschuss genommen hatte, wurden Hen mit seiner Familie und weiteren 80.000 Menschen aus der nördlichen Grenzregion in sichere Teile des Landes evakuiert. Während sich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit vor allem auf das Geschehen im Gazastreifen richtet, kann der andauernde Terror mit Raketen und Drohnen auf den Norden Israels als „vergessener Krieg“ betrachtet werden.

Hen lieferte zunächst einen historischen Überblick über die Region im Norden und skizzierte vergangene bewaffnete Konflikte mit der Hisbollah. Dabei wurde klar, dass auch die Bemühungen zu einer Entwaffnung der Terrororganisation seitens der Vereinten Nationen nicht verhindern konnten, dass die Hisbollah mit Hilfe des Irans ihr militärisches Potential weiter ausbauen konnte. 

Mit großer Empathie hörten die Teilnehmenden des Gesprächs von der Evakuierung der Kibbuzgemeinschaft in ein Hotel nahe des Sees Genezareth. Eindrücklich schilderte der Gast die große Solidarität, die den Evakuierten entgegengebracht wurde, verschwieg aber auch nicht die belastende Situation der Ungewissheit und der ungewohnten Lebensform im Hotel: „Wir brauchen ein Zuhause, kein Hotel.“ Nach mehr als 8 Monaten entschieden sich mehrere Familien wieder in sicherere Bereiche des Nordens zurückzukehren, während andere an einer Rückkehr generell zweifeln.

Als Entwicklungspsychologe warnte Hen auch vor den psychischen Folgen des Krieges für Erwachsene und Kinder. Mittels verschiedener Videoaufnahmen machte er deutlich, wie stark das Leben durch die beinahe täglichen Alarme bei erneuten Angriffen eingeschränkt wird. „Wir sind immer noch dabei, das Ausmaß des Traumas zu begreifen“, sagte er abschließend, fügte aber hinzu: „Wir sind resilient.“

Sie haben ein Gespräch verpasst? Alle Berichte zu unserer Gesprächsreihe finden Sie hier im Überblick: 

Israel nach dem 7. Oktober – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft


**English version**

Just a few days after the Hamas attacks on Israel, ConAct invited experts in German-Israeli youth exchange to a live discussion with partners from the Council of Youth Movements in Israel. At the meeting, it became clear that there was a need and interest in maintaining a close exchange with each other and with ConAct during this time of crisis and in hearing voices from Israel. In this context, ConAct is holding a series of digital events with people from Israeli youth work and society for the past months.

On June 24, ConAct continued its discussion series with Hen Maoz. Hen is a psychologist from Kibbutz Yiftach, near the Lebanese border. After the terrorist organization Hezbollah began shelling northern Israel, Hen, along with his family and another 80,000 people from the northern border region, was evacuated to safer parts of the country. While the world's attention is primarily focused on the events in the Gaza Strip, the ongoing terror from rockets and drones targeting northern Israel can be seen as a "forgotten war."

Hen initially provided a historical overview of the northern region and outlined past armed conflicts with Hezbollah. It became clear that even the United Nations' efforts to disarm the terrorist organization were unable to prevent Hezbollah, with the help of Iran, from further expanding its military potential.

With great empathy, the participants listened to the account of the evacuation of the kibbutz community to a hotel near the Sea of Galilee. The guest vividly described the immense solidarity shown towards the evacuees but did not shy away from mentioning the burdensome situation of uncertainty and the unfamiliar way of life in the hotel: “We need a home, not a hotel.” After more than eight months, several families decided to return to safer areas of the north, while others expressed doubts about returning at all.

As a developmental psychologist, Hen also warned about the psychological consequences of the war for adults and children. Through various video recordings, he demonstrated how severely life is restricted by the almost daily alarms during renewed attacks. “We are still trying to grasp the extent of the trauma,” he concluded, but added: “We are resilient.”

Did you miss a discussion? All reports from our discussion series are listed here:

Israel after October 7 – Voices from Youth Work and Society