Israel nach dem 7. Oktober – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft
***English version below***
Bereits wenige Tage nach den Angriffen der Hamas auf Israel lud ConAct Fachkräfte im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch zu einer aktuellen Stunde mit Partner*innen vom Verband der Israelischen Jugendbewegungen ein. Hierbei wurden der Bedarf und das Interesse deutlich, in dieser Krisenzeit im engen Austausch miteinander und mit ConAct zu stehen und Stimmen aus Israel zu hören. Vor diesem Hintergrund finden seit Oktober 2023 regelmäßig digitale Angebote von ConAct mit Menschen aus der israelischen Jugendarbeit und Gesellschaft statt.
Am 4. März setzte ConAct die Gesprächsreihe mit Samah Salaime fort. Die Sozialarbeiterin ist Gründerin einer NGO zum Empowerment arabischer Frauen in der israelischen Gesellschaft und wurde als eine der zehn einflussreichsten Aktivistinnen in Israel ausgezeichnet. Samah Salaime ist Co-Direktorin des Friedensprojekts Neve Shalom – Wahat al-Salam („Oase des Friedens“ auf Hebräisch und Arabisch). In dem 1970 gegründeten Dorf leben jüdische und arabische Israelis miteinander.
Zu Beginn schilderte Samah die Geschichte von Neve Shalom – Wahat al-Salam, einem Pionierprojekt in Israel, das auch als erstes seiner Art eine bilinguale Schule im Dorf aufbaute. Die Grundschule ist eine der wenigen Ausnahmen im israelischen Bildungssystem, in dem sonst arabische und jüdische bzw. religiöse und nicht-religiöse Kinder zumeist in getrennten Einrichtungen unterrichtet werden. Aktuell lernen hier 300 jüdische sowie arabisch-palästinensische Kinder gemeinsam auf Hebräisch und Arabisch, während sie zugleich die Kultur und Geschichte der jeweils anderen Bevölkerungsgruppe kennenlernen. Ergänzt werden die Bildungsangebote durch die „School for Peace“, ein Fortbildungszentrum, das Dialogformate für gemischte Gruppen aus Israel, den palästinensischen Gebieten und der ganzen Welt anbietet.
Wir werden nicht aufhören, miteinander zu reden (Samah Salaime)
Der Terrorangriff des 7. Oktobers 2023 und der dadurch ausgelöste Krieg im Gazastreifen stellten die Dorfgemeinschaft vor große Herausforderungen. Einige verloren enge Angehörige am 7. Oktober, andere hatten Familienmitglieder in Gaza als Opfer des Krieges zu beklagen. In bestehenden Gesprächsforen teilten die Bewohner*innen von Neve Shalom – Wahat al-Salam ihren Schmerz und ihre Ängste und stärkten so ihren gegenseitigen Zusammenhalt. Samah betonte: „Niemand hat das Dorf verlassen“ – für sie ein bedeutender Erfolg angesichts der Attacken von rechten Gruppierungen auf das Friedensprojekt.
Auch die Kinder und Jugendlichen in der Grundschule und dem Jugendclub des Dorfes waren betroffen. Doch während es ihren Eltern oft schwerfiel, im Gespräch zu bleiben, gelang es den Jüngeren umso besser. Besonders die Lehrkräfte der Schule erhielten im Umgang mit den Traumata viel Unterstützung. Damit zeigt Neve Shalom – Wahat al-Salam, dass Zusammenleben gelingen kann, wenn es aktiv geübt wird oder wie Samah es formulierte: „Wir müssen den Frieden üben, um ihn behaupten zu können.“
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Israel nach dem 7. Oktober – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft
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Just a few days after the Hamas attacks on Israel, ConAct invited experts in German-Israeli youth exchange to a live discussion with partners from the Council of Youth Movements in Israel. At the meeting, it became clear that there was a need and interest in maintaining a close exchange with each other and with ConAct during this time of crisis and in hearing voices from Israel. In this context, ConAct is holding a series of digital events with people from Israeli youth work and society for the past months.
On March 4, ConAct continued its series of talks with Samah Salaime. The social worker is the founder of an NGO dedicated to empowering Arab women in Israeli society and has been recognized as one of the ten most influential activists in Israel. Samah Salaime is the co-director of the peace project Neve Shalom – Wahat al-Salam ("Oasis of Peace" in Hebrew and Arabic). This village, founded in 1970, is home to both Jewish and Arab Israelis living together.
At the beginning, Samah recounted the history of Neve Shalom – Wahat al-Salam, a pioneering project in Israel that was the first of its kind to establish a bilingual school in the village. This elementary school is one of the few exceptions in Israel’s otherwise segregated education system, which generally teaches Jewish and Arab as well as religious and non-religious children separately. Here, around 300 Jewish and Arab-Palestinian children learn together in Hebrew and Arabic while also gaining insights into each other’s culture and history. The educational offering is further enriched by the “School for Peace,” a training center that hosts dialogue programs for mixed groups from Israel, the Palestinian territories, and around the world.
We won’t stop talking. (Samah Salaime)
The terrorist attack on October 7, 2023, and the ensuing war in Gaza posed significant challenges for the village community. Some lost relatives – either in the attack itself or as victims of the war in Gaza. In existing discussion forums, the residents of Neve Shalom – Wahat al-Salam shared their pain and fears, strengthening their mutual support. Samah emphasizes, “Nobody left” – for her, a major achievement, especially in light of right-wing attacks on the peace project.
The children and teenagers in the school and youth club were also affected. However, while their parents often struggled to keep the dialogue going, the younger ones found it easier. Special support was provided to teachers in helping students cope with trauma. Neve Shalom – Wahat al-Salam demonstrates that peace is possible when actively practiced – or, as Samah puts it: “We have to practice peace in order to maintain it.”
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