Israel nach dem 7. Oktober – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft
**English version below**
Bereits wenige Tage nach den Angriffen der Hamas auf Israel lud ConAct Fachkräfte im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch zu einer aktuellen Stunde mit Partner*innen vom Verband der Israelischen Jugendbewegungen ein. Hierbei wurden der Bedarf und das Interesse deutlich, in dieser Krisenzeit im engen Austausch miteinander und mit ConAct zu stehen und Stimmen aus Israel zu hören. Vor diesem Hintergrund finden seit Oktober 2023 regelmäßig digitale Angebote von ConAct mit Menschen aus der israelischen Jugendarbeit und Gesellschaft statt.
Am 5. November setzte ConAct die Gesprächsreihe mit Michel Weinberg fort. Der in Deutschland aufgewachsene Politik- und Betriebswissenschaftler kam 1979 nach Israel. Dort ist er als Geschäftsführer für die Deutsch-Israelische Industrie- und Handelskammer tätig. Zudem ist Michel Weinberg stellvertretender Vorsitzender der Israelisch-Deutschen Gesellschaft (IDG).
Michel Weinberg skizzierte in seinem Vortrag die Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklungen seit dem 7. Oktober 2023 auf das Leben der Menschen in Israel. Dazu erinnerte er eingangs an den großen Schock, den das Massaker vom 7. Oktober ausgelöst habe. Nahezu jeder im Lande sei auf direkte oder indirekte Weise davon betroffen gewesen. Auch das anhaltende Kriegsgeschehen und die Angriffe von sieben verschiedenen Akteuren aus der Region stellten Israels Gesellschaft, Sicherheit und Wirtschaft weiterhin vor große Herausforderungen.
Die direkten Kriegskosten seien an sich schon eine große Belastung für den israelischen Staatshaushalt. Hinzu komme die Einberufung der 360 000 Reservist*innen, die teils über mehrere Monate als Arbeitskräfte ausfielen. Zudem litten die Sektoren Landwirtschaft und Tourismus in besonderem Umfang unter den unmittelbaren Kriegseinwirkungen bzw. unter dem Ausbleiben der Touristen, während andere, klassische Industriezweige, keine so hohen Einbußen zu verzeichnen hätten. Zur Finanzierung des Staatshaushaltes sei eine Erhöhung der Mehrwertsteuer wahrscheinlich, sodass sich das Leben in Israel weiter verteuere. Erfreulich sei dagegen die Stabilität der deutsch-israelischen Handelbeziehungen sowie des Außenhandels allgemein, die auch während des letzten Jahres keinen Rückgang zu verzeichnen hatten.
Michel Weinberg zeigte durch den Vergleich dreier möglicher Szenarien für die nächsten Monate, wie sich Kriegsgeschehen und Wirtschaft weiter entwickeln könnten. Die Zuhörer*innen ließen dabei von den optimistischen Einschätzungen motivieren, mit einer Beendigung der Kriegshandlungen und einer Rückkehr zu Normalität zu rechnen. Nach der Prognose des Gastes sei dann zu erwarten, was auch bei vergangen Krisen und Kriegen bereits zu beobachten gewesen sei: Ein rasche Erholung der israelischen Wirtschaft, die einmal mehr auf die Resilienz der israelischen Gesellschaft verweise.
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Israel nach dem 7. Oktober – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft
**English version**
Just a few days after the Hamas attacks on Israel, ConAct invited experts in German-Israeli youth exchange to a live discussion with partners from the Council of Youth Movements in Israel. At the meeting, it became clear that there was a need and interest in maintaining a close exchange with each other and with ConAct during this time of crisis and in hearing voices from Israel. In this context, ConAct is holding a series of digital events with people from Israeli youth work and society for the past months.
On November 5, ConAct continued its discussion series with Michel Weinberg. Weinberg, a political and business scientist who grew up in Germany, moved to Israel in 1979. He currently serves as the Managing Director of the German-Israeli Chamber of Industry and Commerce and is also the Deputy Chair of the Israeli-German Society (IDG).
In his lecture, Michel Weinberg outlined the impact of economic developments since October 7, 2023, on the daily lives of people in Israel. He began by recalling the immense shock triggered by the massacre on October 7, noting that almost everyone in the country was affected, either directly or indirectly. The ongoing war and attacks by seven different actors from the region continue to pose significant challenges to Israel's society, security, and economy.
The direct costs of the war alone represent a substantial burden on Israel’s state budget. Additionally, the mobilization of 360,000 reservists has resulted in a workforce shortage lasting several months. The agriculture and tourism sectors, in particular, have suffered from the immediate effects of the conflict and the absence of tourists, whereas other traditional industrial sectors have not faced such severe losses. To finance the state budget, an increase in value-added tax (VAT) seems likely, which would further raise the cost of living in Israel. On a positive note, the stability of German-Israeli trade relations and foreign trade in general has been maintained, showing no decline even in the past year.
Michel Weinberg presented three possible scenarios for the coming months to illustrate how the war and economy might develop further. The audience was encouraged by the more optimistic assessments, fostering hope for an end to the combat operations and a return to normalcy. According to Weinberg’s forecast, the Israeli economy is expected to recover swiftly, as has been observed in past crises and conflicts, highlighting once again the resilience of Israeli society.
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