Nach dem Angriff auf Israel – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft
**English version below**
Bereits wenige Tage nach den Angriffen der Hamas auf Israel lud ConAct Fachkräfte im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch zu einer aktuellen Stunde mit Partner*innen vom Verband der Israelischen Jugendbewegungen ein. Hierbei wurde der Bedarf und das Interesse deutlich, in dieser Krisenzeit im engen Austausch miteinander und mit ConAct zu stehen und Stimmen aus Israel zu hören. Vor diesem Hintergrund finden in diesen Wochen eine Reihe digitaler Angebote von ConAct mit Menschen aus der israelischen Jugendarbeit und Gesellschaft statt.
Am 23.11. organisierte ConAct ein Treffen mit Polly Bronstein, der Geschäftsführerin von „The One Hundred Initiative“, die auf vielfältige Weise in politische und zivilgesellschaftliche Prozesse eingebunden ist. Sie war in internationaler Funktion bei der Jewish Agency tätig und vertrat langjährig die israelischen Pfadfinder*innen in Westeuropa, für die sie auch mehrere Jugendbegegnungen mit Deutschland leitete.
Polly Bronstein betonte anfangs die Bedeutung solcher Treffen und Gespräche in der aktuellen Situation und bedankte sich für das große Interesse der Fachkräfte aus Deutschland. In ihrer Einführung zu den Folgen des 7. Oktobers auf die israelische Gesellschaft beschrieb sie die tiefe Erschütterung im Leben vieler Israelis und eine damit einhergehende Neusortierung von Identitäten und politischen Ausrichtungen. Viele Menschen seien in ihren Grundüberzeugungen erschüttert worden und müssten feststellen, dass geglaubte Gewissheiten im Leben in Israel keine Gültigkeit mehr besäßen. Diese große Verunsicherung bedeute einerseits eine große Herausforderung und Gefahr für die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung, etwa durch politische Instrumentalisierung. Gleichzeitig beobachtet Polly Bronstein eine Verschiebung in Richtung politisches Zentrum sowie einen großen gesellschaftlichen Zusammenhalt. Viele Menschen leisten Freiwilligenarbeit, zum Beispiel in der Landwirtschaft, um durch den Krieg entstandene Lücken zu füllen. Auch die arabische Bevölkerung identifiziere sich nach aktuellen Umfragen zu einem großen Teil mit dem Staat Israel. Die innenpolitischen Spannungen der vergangenen Monate seien dabei nicht verschwunden, doch seien sie aktuell weit in den Hintergrund getreten.
Polly Bronstein ging ausführlich auf die große Anspannung und das Bedrohungsgefühl durch die bestehende Gefährdungslage an den Grenzen im Süden und Norden ein. Insbesondere die andauernde Geiselnahme durch die Hamas stürze die Menschen in einen kollektiven Schock.
Im Anschluss tauschten sich die Fachkräfte der Jugendhilfe mit Polly Bronstein etwa zur Arbeit der Jugendbewegungen oder zu Zukunftsvisionen nach Ende des Krieges aus. Abschließend berichteten die Fachkräfte aus Deutschland von ihrer aktuellen Arbeit in Deutschland und zur Kooperation mit den Partnerorganisationen in Israel.
Das nächste digitale Termin mit Stimmen aus Israel wird am 30.11. um 14.00 Uhr stattfinden. Eingeladen sind die israelischen Jugendbewegungen, die sich seit dem Angriff der Hamas auf Israel um die Überlebenden und Evakuierten kümmern, Menschen allen Alters betreuen und versuchen durch regelmäßige Aktivitäten für Kinder und Jugendliche ein Stück Alltag herzustellen. Die Arbeit der Jugendbewegungen wie auch weitere Unterstützung für Israel ist zentrales Anliegen der neuen Initiative von ConAct und weiteren Partnerorganisationen: WE ARE CONNECTED. German-Israeli Youth Exchange in Support for Israel. Die Initiative ruft deutsche Partnerorganisationen und ehemalige Teilnehmende von Austauschprogrammen auf, mit ihren israelischen Partnern in Kontakt zu bleiben und sie auf verschiedenen Wegen zu unterstützen.
Sie haben ein Gespräch verpasst? Alle Berichte zu unserer Gesprächsreihe finden Sie hier im Überblick:
Israel nach dem 7. Oktober – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft
**English version**
Just a few days after the Hamas attacks on Israel, ConAct invited experts in German-Israeli youth exchange to a live discussion with partners from the Council of Youth Movements in Israel. At the meeting, it became clear that there was a need and interest in maintaining a close exchange with each other and with ConAct during this time of crisis and in hearing voices from Israel. In this context, ConAct is holding a series of digital events with people from Israeli youth work and society for the past months.
On 23 November, ConAct organized a meeting with Polly Bronstein, the managing director of “The One Hundred Initiative”, who is involved in political and civil society processes in a number of ways. She worked in an international role at the Jewish Agency and represented the Israeli Scouts in Western Europe for many years, for which she also ran several youth exchanges with Germany.
Polly Bronstein began by underlining the importance of such meetings and discussions in the current situation and thanked the professionals from Germany for their great interest. In her introduction to the consequences of October 7 on Israeli society, she described the deep shock caused by the event and the resulting re-sorting of personal identities and political orientations. Many people had been shaken in their basic convictions and had to realize that the certainties they had believed, were no longer valid in life in Israel. On the one hand, this great uncertainty represents a great challenge and danger for future social development, for example due to political instrumentalization. At the same time, Polly Bronstein observes a shift towards the political center and sees great social unity. Many people are doing voluntary work, for example in agriculture, to fill the gaps left by the war. According to recent surveys, a large proportion of the Arab population also identifies with the state of Israel. The internal political tensions of recent months have not disappeared, but they have faded into the background.
She detailed the great tension and sense of threat caused by the dangerous situation at the borders in the south and north. In particular, the ongoing takeover of hostages by Hamas has left the people in a state of collective shock.
Afterwards, the professionals in youth exchanges shared their views on topics such as the work of youth movements and visions for the future after the end of the war. Finally, the professionals from Germany reported from their current work in Germany and their cooperation with partner organizations in Israel.
The next digital event with voices from Israel will take place on November 30 at 2 pm. Invited are the Israeli youth movements that have been caring for the survivors and evacuees since the Hamas attack on Israel, looking after people of all ages and trying to create a bit of everyday life through regular activities for children and young people. The work of the youth movements as well as further support for Israel is the central concern of the new initiative of ConAct and other partner organizations: WE ARE CONNECTED. German-Israeli Youth Exchange in Support for Israel. The initiative calls on German partner organizations and former participants of exchange programs to stay in contact with their Israeli partners and to support them in various ways.
Did you miss a discussion? All reports from our discussion series are listed here: