ConAct-News

Nach dem Angriff auf Israel – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft

Online-Gespräch mit Ofer Waldman

***English version below***

Bereits wenige Tage nach den Angriffen der Hamas auf Israel lud ConAct Fachkräfte im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch zu einer aktuellen Stunde mit Partner*innen vom Verband der Israelischen Jugendbewegungen ein. Hierbei wurden der Bedarf und das Interesse deutlich, in dieser Krisenzeit im engen Austausch miteinander und mit ConAct zu stehen und Stimmen aus Israel zu hören. Vor diesem Hintergrund findet seit Oktober eine Reihe digitaler Angebote von ConAct mit Menschen aus der israelischen Jugendarbeit und Gesellschaft statt.

Am 13. Februar setzte ConAct die Gesprächsreihe mit Ofer Waldman fort. Ofer Waldman leistet als freier Autor und Journalist immer wieder wichtige Beiträge zum Verständnis der Entwicklungen in Israel und war insbesondere nach dem 7. Oktober ein bedeutender Gesprächspartner in vielen Formaten. Zudem spielte der gebürtige Jerusalemer als Hornist in verschiedenen Orchestern in Israel und Deutschland, darunter das West-Eastern Divan Orchestra. Ofer Waldman ist darüber hinaus in mehreren zivilgesellschaftlichen NGOs in Deutschland und Israel aktiv.

Zu Beginn berichtete der Gast über die aktuelle Situation, die sich nun auch im Norden Israels zuspitze. Der Beschuss von Seiten der Hisbollah aus dem Libanon, der zu einer Evakuierung der Grenzregion geführt hat, koste wiederholt Menschenleben. Das Leben im Norden des Landes sei durch die drohende Gefahr eingeschränkt. Bildlich wurde diese Bedrohung durch das dauerhaft geschlossene Stahlfenster vor dem Schutzraum des Autors, der zugleich auch als Arbeitszimmer dient. Darauf, das Schutzfenster endlich öffnen zu können, warte Ofer Waldman sehnlich.

 „Der 7. Oktober hat aus Israelis wieder Juden gemacht.“ – so ordnete Ofer Waldman den Eindruck der Hilflosigkeit gegenüber der Gewalt der Hamas ein. Der Begriff „Pogrom“, der immer wieder zur Beschreibung der Ereignisse herangezogen wird, sei eigentlich mit der Geschichte der Diaspora verknüpft. „Im kollektiven Gedächtnis Israel gehört das Wort Pogrom zu Europa ob in Kischinew, in Kielce. Aber mit dem 7. Oktober ist das Pogrom nach Israel gekommen.“

Umso bemerkenswerter sei die zivilgesellschaftliche Selbsthilfe gewesen. Zusammenschlüsse, die vorher die Proteste gegen die geplante Justizreform organisiert hatten, seien zu einem wichtigen Träger der gegenseitigen Unterstützung geworden, die Freiwilligenarbeit, etwa in der Landwirtschaft, ein weit verbreitetes Phänomen unter Israelis. So sei eine große Solidarität innerhalb der israelischen Gesellschaft spürbar gewesen. Initiativen für den jüdisch-arabischen Dialog seien ebenfalls wichtige Foren für diese Solidarität und ermöglichten ein gemeinsames Trauern um die Opfer.

Die Gesprächsrunden mit Stimmen aus Israel werden im zweiwöchigen Turnus fortgesetzt.

Weitere Informationen zu Ofer Waldman finden Sie auf der Homepage des Autors:

https://www.oferwaldman.com/

Nach dem 7. Oktober verfasste Ofer Waldman gemeinsam mit der Dramatiker*in Sasha Marianna Salzmann das Blog „Gleichzeit“. Die beiden teilen in dem digitalen Briefwechsel persönliche Eindrücke und Gedanken nach dem Terroranschlag. Der Gedankenaustausch wird in diesem Jahr als Buch erscheinen.

https://blog.klassik-stiftung.de/1-gleichzeit/

 

***English version***

Just a few days after the Hamas attacks on Israel, ConAct invited experts in German-Israeli youth exchange to a live discussion with partners from the Council of Youth Movements in Israel. At the meeting, it became clear that there was a need and interest in maintaining a close exchange with each other and with ConAct during this time of crisis and in hearing voices from Israel. In this context, ConAct is holding a series of digital events with people from Israeli youth work and society for the past months.

On February 13, ConAct continued its series of talks with Ofer Waldman. As a freelance author and journalist, he repeatedly makes important contributions to the understanding of developments in Israel and was an important discussion partner in many formats, especially after October 7.

The speaker began by reporting on the current situation, which is now also coming more severe in northern Israel. The attacks by Hezbollah from Lebanon, which have led to the evacuation of the border region, have repeatedly cost lives. Life in the north of the country is restricted by the imminent danger. This threat was illustrated by the permanently closed steel window in front of the author's safe room, which also serves as an office. Ofer Waldman is eagerly waiting to finally be able to open the protective window.

“October 7 has turned Israelis back into Jews.” – This is how Ofer Waldman characterized the impression of helplessness in the face of Hamas violence. The term “pogrom”, which is repeatedly used to describe the events, is actually linked to the history of the diaspora. “In Israel's collective memory, the word pogrom belongs to Europe, whether in Kishinev or Kielce. But with October 7, the pogrom came to Israel.”

Civil society initiatives were all the more remarkable. Associations that had previously organized the protests against the planned judicial reform had become an important source of mutual support, and volunteer work, for example in agriculture, had become a widespread phenomenon among Israelis. A great sense of solidarity within Israeli society was noticeable. Initiatives for Jewish-Arab dialog are also important forums for this solidarity and enable a shared mourning for the victims.

The discussion rounds with voices from Israel will continue every two weeks.

Further information on Ofer Waldman can be found on the author's homepage:

www.oferwaldman.com

Foto: ConAct
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