ConAct-News

Nie wieder ist jetzt! Bedeutung der Geschichte für die Gegenwart

Kooperationsveranstaltungen von ConAct und der Evangelischen Akademie mit Wittenberger Schüler*innen am 9. November 2023

Noch immer ist Antisemitismus weit verbreitet in Deutschland. Besonders deutlich ist dies in den vergangenen Wochen angesichts der Reaktionen auf den Angriff auf Israel und seine Bevölkerung im Hier und Jetzt geworden. Studien kommen zu dem Ergebnis, dass durchschnittlich fast jeder vierte Mensch in Deutschland antisemitischen Aussagen zustimmt. ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch und die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt e. V. unterstrichen mit der Kooperation zum Gedenken an die Novemberpogrome von 1938, dass „zu erinnern“ bedeutet, sich gegen antisemitische und israelfeindliche Einstellungen einzusetzen.

Auf Einladung von ConAct und der Evangelischen Akademie waren am 9. November 2023 rund 30 Wittenberger Schüler*innen der „Ernestine Reiske“-Schule Kemberg, der Sekundarschule „Heinrich Heine“ Reinsdorf und dem Luther-Melanchthon-Gymnasium im Alten Rathaus zu Gast. Sowohl der Workshop zu Antisemitismus als auch das alternative Erinnerungsformat des „Zikaron BaSalon“ (Gedenken im Wohnzimmer) fand im Rahmen von 20 Jahren Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus der Amadeu Antonio Stiftung statt.

Eine Vortragende zeigt stehend auf eine Pinnwand mit gelben Karten, während sie einer Gruppe etwas erklärt.
Schüler*innen setzten sich mit der Bedeutung von Antisemitismus auseinander. Foto: ConAct
Gruppe Jugendlicher bespricht ein Arbeitsblatt.
Kleingruppenarbeit zu Perspektiven der von Antisemitismus Betroffenen. Foto: ConAct

„Erinnern heißt handeln!“ – Antisemitismus?! Was ist das und wo begegnet er mir?

Die 15- bis 16-jährigen Schüler*innen erarbeiteten sich in einem Workshop, was Antisemitismus konkret bedeutet. Das heißt, woran die Feindschaft gegen Juden*Jüdinnen zu erkennen ist, wie sich Antisemitismus äußert und welche Funktionen er für diejenigen erfüllt, die ihn vertreten. Der Workshop verdeutlichte anhand von Bildern, Zitaten und Fallbeispielen aus dem Alltag junger Menschen, die Perspektive der von Antisemitismus Betroffenen. Abschließend trugen die Schüler*innen vielfache Möglichkeiten zusammen, was sie und andere tun können, wenn antisemitische Äußerungen oder Handlungen beobachtet werden. Wichtig war einer Mehrheit, dass eingeschritten wird und die betroffenen Personen unterstützt werden. Neben der individuellen Verantwortung nannten die Jugendlichen die Vermittlung von Wissen zu Antisemitismus und den politischen Rahmen als wichtige Voraussetzung, um antisemitische Vorfälle zu melden und zu sanktionieren.

Zwei junge Frauen und eine Moderatorin sitzen vor einer Präsentation zu "Zikaron BaSalon" (Gedenken im Wohnzimmer).
Zikaron BaSalon in Wittenberg, Foto: ConAct
Eine junge Frau zeigt auf Fotos in einer Präsentation, die ihren Großvater abbilden.
Gäste erzählen über das Leben ihrer Groß- und Urgroßeltern und wie sie sich damit auseinandergesetzt haben. Foto: ConAct

Erinnern im Heute – Zikaron BaSalon

Zikaron Basalon (Gedenken im Wohnzimmer) ist der Name eines in Israel entwickelten Erinnerungsformats, das als eine Ergänzung zu offiziellen und ritualisierten Formen des Gedenkens konzipiert ist. Die Schüler*innen hatten die Möglichkeit, im geschützten Rahmen eines „Wohnzimmers“ Zeitzeugenberichte von Angehörigen Shoah-Überlebender zu hören. In Wittenberg erzählten zwei junge Jüdinnen aus Berlin über das Leben ihrer Großeltern und Urgroßeltern, die aus Deutschland bzw. Polen stammten.

Dikla aus Israel berichtete von ihrem Großvater, der in der Roten Armee gegen Nazideutschland gekämpft hatte, während fast alle seine Familienmitglieder während der Shoah ermordet wurden. Ihre aus Deutschland stammende Großmutter sprach mit ihr nie über ihre Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs. Sie schloss, dass wohl jede*r eine andere Art habe, mit schrecklichen Erlebnissen umzugehen. Valeria war vor 5 Jahren mit ihrer Familie aus Chile nach Berlin gekommen. Damit befindet sie sich wieder an dem Ort, den ihr Urgroßvater 1936 vor den Nazis fliehend gen Chile verlassen hatte.

Die Jugendlichen interessierte, warum sich beide entschieden haben, ausgerechnet nach Deutschland zu ziehen. Obwohl doch ihre Vorfahren von hier fliehen mussten oder die deutsche Wehrmacht schrecklichste Verbrechen an ihren Familien verübt hat. Die Antwort beider: Es sei gerade die Geschichte ihrer Vorfahren und das vergangene Leben in Deutschland, über das sie mehr erfahren wollten und weswegen sie eine Verbindung zu Deutschland spüren.


Die Veranstaltungen fanden bei ConAct im Rahmen des Projekts „Sichtbar Handeln! Gegen Antisemitismus.“ in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt e. V. im Rahmen ihres Projekts „Bildspuren“ statt.

Mehr über das von ConAct realisierte Projekt „Sichtbar Handeln! Umgehen mit Antisemitismus in Jugend- und Bildungsarbeit“ erfahren Sie unter www.Sichtbar-Handeln.org.

Das Modellprojekt „Sichtbar Handeln! Umgehen mit Antisemitismus in Jugend- und Bildungsarbeit“ wird von ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch in Kooperation mit der Israel Youth Exchange Authority und dem Council of Youth Movements seit 2020 realisiert. Im Jahr 2023 wird es aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Gruppe junger Menschen hört jemandem zu. (Rückenansicht)
Projektlogo mit einem petrol-gelb-grünen Ausrufezeichen und dem Schriftzug "Sichtbar Handeln gegen Antisemitismus"
Logo der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt. Rechterhand ist neben dem Titel eine blau chriffrierte Blume zu sehen, in deren Mitte ein Kreuz gesetzt ist.
Logo der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus. Es ist auf weißem Hintergrund ein blauer Davidstern zu sehen, darunter der zuerst genannte Titel.
Logo der Amadeu Antonio Stiftung, Schriftzug auf grünem Grund.
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