Theaterstück: „What Now?“
Anfang September kam das israelische Mishkafayim-Theater nach Leipzig und Wittenberg, um Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Theaterstück „What Now?“ zu präsentieren. Das Stück widmet sich der Lebenswirklichkeit junger Israelis nach den tragischen Ereignissen des 7. Oktobers. Im Rahmen der Begegnung zwischen der Theatergruppe und mehreren Schulklassen bot sich den Jugendlichen die Gelegenheit, einen Einblick in die Gedanken, Ängste und Herausforderungen junger Menschen in Israel zu erhalten.

Das Theaterstück, das nur zwei Wochen nach den Terroranschlägen und Massakern entstand, schildert eindringlich die Erlebnisse zweier israelischer Schüler*innen, Ohad und Yarden, die während eines Raketenangriffs im Schutzraum ihrer Schule Zuflucht suchen. Die Erzählung reflektiert die Herausforderungen, denen die Jugendlichen plötzlich gegenüberstehen und macht sichtbar, wie sie ihre Ängste und Unsicherheiten verarbeiten. Eine Schülerin sagte im Nachgespräch: „Das Leben der Menschen in Israel während des Krieges konnte ich mir gar nicht vorstellen. Die ständige Angst um Angehörige, die eigene Zukunft und das Gefühl, in der Luft zu hängen, empfinde ich als große Last.“
Drei der vier Aufführungen fanden in Kooperation mit dem Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus in Leipzig statt, eine weitere in Wittenberg. ConAct begleitete die Schauspieler*innen während des gesamten Aufenthaltes und führte die israelische Gruppe auf zwei Stadtführungen durch Leipzig und Wittenberg.

Die öffentliche Aufführung am 2. September im Ariowitsch-Haus war Teil der Interkulturellen Wochen und zog zahlreiche Besucher*innen an. Die weiteren Aufführungen wurden vor Schulklassen durchgeführt, für die das Stück als Grundlage für einen intensiven Austausch und emotionale Diskussionen diente. Nach jeder Vorstellung hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit den Schauspieler*innen und dem Kreativteam des Mishkafayim-Theaters ins Gespräch zu kommen. Besonders die Schauspielerin Mai Tzuriely, deren Familie den Angriff auf das Kibbuz Re’im überlebte, gab den Jugendlichen einen persönlichen Einblick in die aktuelle Lage in Israel. Ein Schüler äußerte sich beeindruckt: „Danke, dass ihr so offen all unsere Fragen beantwortet habt. Es stimmt, der Schmerz der Menschen in Nahost lässt sich im Krieg nicht gegeneinander aufwiegen.“
Andere Rückmeldungen machten deutlich, dass viele Schüler*innen bislang nur wenig von den Ereignissen des 7. Oktobers wussten und ihnen die Ausmaße und Auswirkungen auf die israelische Gesellschaft und insbesondere die Lebensrealität der Jugendlichen nicht bekannt waren.

Einen emotionalen Höhepunkt markierte das Treffen mit Jugendlichen des Theatervereins K aus Leipzig. Einige von ihnen befanden sich am 7. Oktober 2023 im Rahmen eines Austauschs in Israel und mussten lange in Schutzräumen ausharren. Vielen von ihnen schilderten, wie sehr sie sich in den dargestellten Emotionen des Stücks wiederfanden. Dies führte zu einem besonders intensiven Austausch mit der Theatergruppe. Gemeinsam mit dem Mishkafayim-Theater führten sie eine kreative Improvisations-Session durch, in der über Kunst und Theater als Ausdrucksmittel in Krisenzeiten reflektiert wurde.
Das Stück „What Now?“ bot nicht nur eine eindringliche künstlerische Darstellung, sondern schuf auch Raum für Gespräche über den Kampf gegen Terror, den Schmerz um die israelischen Geiseln und die Auswirkungen der jüngsten Ereignisse auf die israelische Jugend. Ein Schüler fasste es nachdenklich zusammen: „Ich hatte bisher keine Ahnung, was am 7. Oktober wirklich passiert ist. Ich dachte, es sei nur ein weiterer Teil des Nahostkonflikts zwischen zwei Ländern, die sich streiten. Das Schicksal der Geiseln und das Bangen um ihre Rückkehr berührt mich.“
Die pädagogische Arbeit des Mishkafayim-Theaters basiert auf Methoden des sozio-emotionalen Lernens und fördert den kritischen und ehrlichen Umgang mit komplexen Themen wie Gewalt, Trauma und dem Umgang mit Verlust. Der szenische Zugang gab den Jugendlichen die Möglichkeit, sich in unterschiedliche, teils widersprüchlich erscheinende Perspektiven, Gedanken und Gefühle hineinzuversetzen und diese greifbarer werden zu lassen.
Dieses Projekt wurde durch ConAct im Rahmen der Sonderförderung ermöglicht. Die Sonderförderung lädt im Rahmen der Initiative WE ARE CONNECTED. German-Israeli Youth Exchange in Support for Israel deutsche Organisationen dazu ein, Ideen zur ideellen, praktischen oder finanziellen Unterstützung der israelischen Partner zu entwickeln. Dazu gehört auch die Möglichkeit, betroffene junge Menschen aus Israel nach Deutschland einzuladen. Weitere Informationen zur Sonderförderung finden Sie hier: