Israel nach dem 7. Oktober – Stimmen aus Jugendarbeit und Gesellschaft
Bereits wenige Tage nach den Angriffen der Hamas auf Israel lud ConAct Fachkräfte im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch zu einer aktuellen Stunde mit Partner*innen vom Verband der Israelischen Jugendbewegungen ein. Hierbei wurden der Bedarf und das Interesse deutlich, in dieser Krisenzeit im engen Austausch miteinander und mit ConAct zu stehen und Stimmen aus Israel zu hören. Vor diesem Hintergrund finden seit Oktober 2023 regelmäßig digitale Angebote von ConAct mit Menschen aus der israelischen Jugendarbeit und Gesellschaft statt.
Am 12. September setzte ConAct die Gesprächsreihe mit Mohammad Darawshe fort. Mohammad ist ein anerkannter Experte für jüdisch-arabische Beziehungen in Israel und Director of Strategy bei Givat Haviva, einem führenden Institut zur Förderung von Verständigung und Kooperation zwischen jüdischen und arabischen Bürgern Israels. Mohammad hat über 30 Jahre Erfahrung in den Bereichen der Friedensförderung und Bildungsinitiativen sowie im interkulturellen Dialog.
Ausgehend von der Frage, wie sich das arabisch-jüdische Zusammenleben in der Zeit nach dem 7. Oktober gestalte, verwies Mohammad Darawshe darauf, dass das gegenseitige Misstrauen angesichts des Krieges in Gaza und der innenpolitischen Diskurse zwar zugenommen habe, andererseits aber immer noch eine Mehrheit die Idee einer „Shared Society“ unterstütze. Anders als von manchen befürchtet, sei es auch nicht zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen jüdischen und arabischen Israelis wie im Jahr 2021 gekommen. Grund dafür sei auch die kollektive Betroffenheit aufgrund des Massakers der Hamas, dem auch viele arabische Israelis zum Opfer fielen.
Mohammad Darawshe berichtete von mehreren Projekten, die in der Vergangenheit zu einer verstärkten Integration von arabischen Israelis in verschiedene Sektoren des Arbeitsmarktes geführt haben. Als besonderes Beispiel nannte unser Gast den medizinischen Sektor, in dem teilweise mehr als ein Drittel der Ärzte- und Pflegerstellen von arabischen Israelis ausgefüllt werden. Auch der stark wachsende Anteil arabischer Studenten an den israelischen Universitäten verweise auf eine Annäherung der Bevölkerungsgruppen.
Nach dem 7. Oktober habe sich zudem die Tragfähigkeit der bisherigen Maßnahmen bewiesen. So hielten die mehr als 2500 arabischen und jüdischen Lehrerinnen und Lehrer aus Überzeugung am Projekt des „cross-sector teachings“ fest. Hier unterrichten jüdische Lehrer*innen Klassen mit einem überwiegenden Anteil arabischer Schüler*innen und umgekehrt. Als Moderationsforen wurden zudem Dialoggruppen an Universitäten eingerichtet. Auch ein Komitee, bestehend aus jüdischen und arabischen Bürgermeistern arbeite in diesen herausfordernden Zeiten an einer verstärkten Kooperation. Diese und weitere Beispiele zeigten, so Mohammad Darawshe, dass der Weg zu einer „Shared Society“ weiterhin möglich sei.
Das Gespräch wurde nicht aufgezeichnet. Einen Vortrag von Mohammad Darawshe zum gleichen Thema können Sie hier nachhören:
Folgende Gespräche fanden bisher statt:
- Tal Madar
- Grisha Alroi-Arloser
- Polly Bronstein
- Vertreter*innen der israelischen Jugendbewegungen
- Uriel Kashi
- Anita Haviv-Horiner
- Verschiedene Gesprächspartner*innen aus Israel in Berlin
- Tlalit Kitzoni
- Ofer Waldman
- Miriam Awad Morad
- Georg Rößler
- Keren Pardo
- Dina Dror
- David Krausz
- Yuval Haran
- Hen Maoz
- Andrea Livnat